Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. So sei es bei vielen Insektenhotels, die jetzt im Handel erhältlich sind, ärgert sich Torsten Jäger von der Naturschutzgruppe Bodenheim und ausgebildeter Wildbienenbotschafter des BUND. Derzeit saniert er mit der BUND-Kindergruppe eine Bienennisthilfe im Traumgarten. „Viele Insektenhotels sind ungeeignet. Das hilft den Bienen nicht und sorgt für Frust bei Leuten, die eigentlich etwas Gutes tun wollten. Sie denken, jetzt habe ich umsonst Geld ausgegeben. Bei mir kommen sowieso keine Bienen und geben auf. Das ist schade“, findet Jäger. Produzenten würden meist das billigste Material verwenden. Und die Naturschutzgruppe hat die Erfahrung gemacht, dass vielen Mitarbeitern im Baumarkt das Fachwissen fehlt. Dem Bodenheimer ist es ein Anliegen ein Problembewusstsein zu schaffen, denn jetzt sei die richtige Zeit, ein Bienenhotel aufzustellen, wenn man die Bienen das ganze Jahr über unterstützen möchte. Der Standort sollte trocken und sonnig sein oder im Halbschatten liegen. Bestenfalls sollte das Bienenhotel nach Süden oder Südosten ausgerichtet sein. Das Dach sollte breit genug sein, um die Öffnungen bei Regen vor eindringendem Wasser zu schützen. Schimmel sei tödlich, erklärt der Bodenheimer. Ein Insektenhotel funktioniere auch nur, wenn außen herum bienenfreundliche Pflanzen wachsen, die das ganze Jahr über blühen. Jäger schlägt Salbei, Lavendel, Thymian, Disteln oder die Königskerze vor. Dafür bräuchte man keinen großen Garten. Es reiche schon, wenn einige der Pflanzen auf einem Balkon stehen. Noch besser wäre es, wenn mehrere Nachbarn mitmachen. „Es ist erstaunlich, wo die Arten plötzlich herkommen, wenn die Bedingungen stimmen“, meint Jäger.
Finger weg, heißt es von Insektenhotels, die Nisthilfen für verschiedene Insekten bieten, deren Fächer mit Tannenzapfen, Rindenschnipseln oder Holzwolle gefüllt sind, warnt der Rheinhesse. Das Problem: Neben den Bienen ziehen gleichzeitig ihre Fressfeinde ein, wie der Gemeine Ohrwurm. Dieser würden nachts zu den Bienen klettern und sich über die Brut hermachen. Wer Käfern oder Faltern auch etwas Gutes tun wollte, sollte speziell für sie geeignete Nisthilfen an von Bienenhotels getrennte Orten aufstellen. Ein Todholzstapel oder getrocknete Staudenstängel seien eh besser geeignet, um Schmetterlingspuppen zu helfen. Wer sich in einem Baumarkt nach einem Bienenhotel umschaut, sollte darauf achten, dass die Löcher sauber gebohrt sind und keine Holzfasern abstehen, sonst heißt es abschmirgeln. Bambus sollte nicht gerissen oder gebrochen sein. Die Flügel verfangen sich und es dringt Feuchtigkeit ein. Nadelholz sollte man meiden. Tropfendes Harz tötet die Brut ab. Bambusstäbe seien manchmal falsch herum angebracht. Er muss etwa zehn Zentimeter tief sein, damit Platz ist für alle Kammern. Es ist von Vorteil, wenn die Löcher unterschiedlich groß sind. Hier finden verschiedene, auch seltene Arten, einen Platz. Wer selber bauen möchte, sollte Hartholz verwenden und die Löcher längs zur Schnittstelle bohren. Beim Bohren immer wieder Pause machen, damit die Maschine nicht qualmt. Das würden die Bienen riechen und Abstand nehmen. Kostengünstiger sei es, einen Sandhaufen oder einen lehmhaltigen Erdhügel im Garten einzurichten. Einige Bienenarten würden diese gerne zum Nisten nutzen.
Theresa Breinlich
Allgemeine Zeitung
April 2023