Es ist ein großes und ein sehr christliches Geschenk, das der Unternehmer Peter Eugen Eckes seiner rheinhessischen Heimatgemeinde Zornheim kurz vor Weihnachten gemacht hat, eine überkonfessionelle Kapelle in den Weinbergen, neu gebaut. Der mehrfache Millionär war bis 2005 im Aufsichtsrat des gleichnamigen Fruchtsaftkonzerns aus Nieder-Olm. „Wir, ich und meine Frau Ruth, empfinden außerordentliche Zuneigung für diesen Ort, an dem wir uns seit mehr als 40 Jahren wohlfühlen und wollen seine Attraktivität steigern. Es soll auch ein Bekenntnis für unsere christliche Überzeugung sein“, sagt der Katholik. Anlässlich seiner Ernennung zum Ehrenbürger hatte Eckes 2019 entschieden, als Dank für die Gemeinde einen spirituellen Ort zu errichten. „Wir sind in einer katholischen Familie aufgewachsen. Das hat uns positiv beeinflusst. Meine Frau und ich sind eher konservativ. Wir denken, dass wir unsere Wertekultur auch verteidigen müssen. Wir möchten Zeichen setzen, dass es mit der christlichen Tradition weitergeht“, erklärt er. Die Spitze der 7,50 Meter hohen Holzkonstruktion erhebt sich jetzt an der Wanderstrecke „Hiwweltour“ zwischen den Weinreben. Die Kapelle setzt sich aus fünf Dreiecken zusammen, die vom Eingang aus größer werden, entlang des Hügels wie eine Treppe abwärts führen, und einen weiten Blick auf die Landschaft preisgeben. Das Dreieck steht symbolisch zum einem für die Dreifaltigkeit und zum anderen für das „Zelt Gottes“, eine Anspielung an das Zelt in der die Bundeslade aufbewahrt worden sein soll. Wer eintritt, den Raum auf sich wirken lässt, taucht ein in eine Atmosphäre der Ruhe und Geborgenheit. Die Perspektive ändert sich. Vor dem Besucher eröffnet sich ein großformatiges Fenster, in das ein Eisenkreuz eingefasst ist. Die Aussicht reicht über Dörfer und Hügel hinweg bis zu den Hochhäusern Frankfurts und dem Taunus. Vor diesem Panorama ist Platz für den Altar aus Sandstein. Durch Schlitze zwischen den Dreiecken fällt das Licht in den Innenraum. Die Besucher sollen sich mit der Natur verbunden fühlen. Dieses Konzept „Lichtfeld“ hatte die Studentin Lisa Denecke für eine Abschlussarbeit an der Hochschule Mainz entworfen. Peter Eckes schaute sich bei einer Ausstellung ihr Werk und das ihrer 12 Kommilitoninnen an, und beschloss ziemlich spontan, einen Entwurf umzusetzen. Im Anschluss wurde das Architekturbüro Kissler Effgen aus Wiesbaden engagiert, das bereits Erfahrung beim Planen sakraler Gebäude hat. Sie hatten auch den Auftrag für den Neubau der Deutschen Bischofskonferenz. Nach einer achtmonatigen Bauzeit wurde die Kapelle am dritten Adventssamstag von Hubert Hilsbos, Pfarrer von St. Franziskus, Zornheim, Nieder-Olm, Sörgenloch, und dem evangelischen Leiter des Dekanats Mainz Andreas Klodt gesegnet. Nach einem Gespräch mit dem Bistum Mainz hatte sich gezeigt, dass für eine Weihe hohe bürokratische Hürden bestehen. „Meine Frau und ich würden uns freuen, wenn die Kapelle als überkonfessioneller Ort der Einkehr, Besinnung, Begegnung, Stille, Entspannung und Kontemplation mitten in der Natur in reichem Maße genutzt wird“, erklärt der Stifter auch in Hinblick auf Wanderer die zufällig vorbeikommen. Aber auch Taufen und Hochzeiten sollen möglich sein. Architekt Roland Effgen spricht von einem „geschützten Ort der Selbstfindung“. Dem Rheinhessen gefällt besonders gut, dass die Kapelle inmitten von Weinreben steht. „Der Wein ist wesentlich in der Liturgie. Für mich ist er ein Gottesgeschenk“, sagt er. Dazu passt, dass in unmittelbarer Nähe ein Weinpavillon mit Ausschank im Bau ist. Bei der Grundsteinlegung hatte Peter Eckes daher lachend erzählt: „Bald kann man in Zornheim am Weinpavillon ein Gläschen trinken und dann nachher gleich in der Kapelle beten gehen“.
Theresa Breinlich
Liborisblatt
Januar 2022