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Zwei, ohne die es nicht laufen würde

Viele Berufe gibt es in der Kirche. Priester und Bischöfe sind sehr präsent und
sichtbar. Zum „Tag der Arbeit“ haben wir mit zwei Menschen gesprochen, die oft im
Hintergrund arbeiten – ohne die aber nichts so wäre, wie es sein soll. Beate Pakulla ist
Pfarrhaushälterin in Flieden, Richard Bok ist Küster im Dom zu Fulda.

Wer denkt, ein Domküster habe einen besinnlichen, ruhigen Job, der irrt. „Manchmal kommt man in unserem Beruf schon ins Schwitzen“, sagt Richard Bok schmunzelnd. Etwa, wenn für einen Gottesdienst im Dom eigentlich zwei Zelebranten angemeldet sind – kurz vor Beginn aber plötzlich fünf oder sechs in der Sakristei stehen. Das komme gar nicht selten vor. „Dann muss ich schnell sein: Ich gucke mir den Priester an, dann weiß ich eigentlich immer gleich die richtige
Größe. Schnell die passende Albe heraussuchen – das muss dann zack-zack gehen!“ Wenn der Gottesdienst beginnt, hat Bok alle versorgt. Auf ihn ist Verlass.


Wie es kam, dass er Küster wurde? Richard Bok lacht. „Na, das ist eine sportliche Geschichte!“, sagt er. Denn er wurde tatsächlich auf dem Fußballplatz „entdeckt“. Der damalige Weihbischof Johannes Kapp sprach ihn
nach einem Spiel an, denn Bok war Stürmer in der Fußballmannschaft Buchonia des DJK-Sportvereins Fulda. Der DJK ist der katholische Jugendsportverein Deutsche Jugendkraft. Bok, der 1988 als 23-Jähriger aus
Oberschlesien nach Fulda gezogen war, fand dort neue Freunde.

Vom Sportplatz in die Sakristei

Von Beruf eigentlich Feuerwehrmann, arbeitete er in den ersten Jahren in Deutschland als Verputzer auf dem Bau. „Am 1. April war es 30 Jahre her, dass ich Küster im Dom geworden bin“, erklärt Bok, und in seiner Stimme
schwingt Stolz mit. Nach einer Schulung war er damals sofort im Einsatz. Seine täglichen Aufgaben reichen vom Bestellen der Hostien, Kerzen und Blumen bis zur Organisation der Reinigungskräfte. Bok und der zweite Küster am Dom, Carlo Grabenau, koordinieren Handwerker und legen die Messgewänder und liturgisches Gerät für Priester und Ministranten bereit. Eine von Boks liebsten Aufgaben ist der jährliche Aufbau der Krippe, die er selbst gefertigt hat. Mit vielen Helfern und immer neuen Details wird sie jeden Advent wieder aufgestellt. „Wir leben hier von Fest zu Fest. Wenn eines gefeiert ist, müssen wir das nächste
schon vorbereiten“, sagt er. Bok mag das. Am liebsten die großen Veranstaltungen, wie etwa die Gottesdienste bei den Treffen der Bischofs-konferenz.
„Bischof Gerber kommt nach jedem Gottesdienst und bedankt sich per Handschlag“, erzählt der 59-jährige Küster anerkennend. Boks Lieblingsplatz im Dom ist übrigens in der Sakristei. Am großen Monitor, wo er alles überblicken kann. „Da bin ich immer verfügbar und kann helfen“, sagt er.

Das Pfarrhaus zum Zuhause machen

Helfen und unterstützen – das ist auch Ansporn von Beate Pakulla. Seit 17 Jahren arbeitet sie im Haushalt von Pfarrer Thomas Maleja in der Pfarrei Christ König in Flieden. „In meinem Beruf lernt man sehr viele, sehr unterschiedliche Menschen kennen, das ist spannend“, sagt sie. Meistens beginnt ihr Tag mit einem Einkauf. „Ich überlege, was ich koche und für wie viele Personen“, sagt Pakulla. Denn selten sind es nur der Pfarrer und der Kaplan, für die sie das Mittagessen zubereitet. Mittwochs ist Teamtreffen mit der Pfarrgemeindereferentin, auch sonst kommen oft weitere Gäste hinzu. Die zweite Wohnung des Pfarrhauses bewohnt seit 2023 der neue Kaplan. Für beide putzt Beate Pakulla die Wohnungen, wäscht und bügelt die Wäsche, kümmert sich um Gemüse und Kräuter im Garten. Und mit all ihrem Tun macht sie aus dem Pfarrhaus ein Zuhause.


Beate Pakulla stammt aus Schlesien, kam mit 24 Jahren und frisch verheiratet nach Deutschland. Als ihre Kinder zur Schule gingen, wollte die gelernte Schneiderin eine neue Aufgabe wahrnehmen. Auch für sich selbst: Sie sprach noch nicht so gut deutsch wie heute und hatte nur wenige Freundschaften und Kontakte in ihrer neuen Heimat. Per Zufall erfuhr sie von dem freien Job im Pfarrhaus.
Sowohl die Arbeit als auch der Pfarrer waren ihr gleich sympathisch. „Meine Bedingungen waren: Ich wohne weiterhin bei meiner Familie, und sonntags möchte ich frei haben.“ Damit war der Pfarrer einverstanden, und so ist Beate Pakulla an den restlichen Vormittagen seither im Pfarrhaus anzutreffen. Außer sonntags. Und montags, da er dann selbst frei hat. Eine Lieblingsaufgabe hat die Haushälterin nicht: „Eigentlich mache ich hier alles gern“, sagt sie. An ihrem Chef schätzt sie, dass
er sie immer „auf Augenhöhe“ behandle. Wenn sie sich nicht um das Wohl von Pfarrer und Kaplan kümmert, ist Pakulla im Berufsverband der Pfarrhaushälterinnen St. Elisabeth in der Diözese Fulda aktiv. Dort arbeitet sie im Vorstand mit. „Wir haben in unserer Gruppe eine gute Gemeinschaft“, sagt die 56-Jährige. Das ist ihr wichtig, denn: „In ein paar Jahren wird mein Beruf aussterben.“ Männer allgemein, auch Pfarrer, seien heute sehr selbstständig im Haushalt und könnten sich allein versorgen. Junge Frauen hätten selten noch das Berufsziel „Haushälterin“. Für Beate Pakulla war es jedoch ein Glücksfall, diesen Beruf zu ergreifen – und sie würde es immer wieder tun.